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Fernando Carro ist mit Bayer 04 Leverkusen 2024 erstmals Deutscher Meister und zudem DFB-Pokal-Sieger geworden
2018 kam Fernando Carro als Quereinsteiger in den Fußball und wurde Vorstandschef bei Bayer 04 Leverkusen. Nach einer Fabel-Saison 2023/24 krönte sich der Werksclub erstmals zum Deutschen Meister und gewann den DFB-Pokal. Im Interview spricht Carro, der von HORIZONT zum Sportbusiness Player des Jahres gekürt wird, über das Erfolgsgeheimnis von Bayer 04 und seine nächsten Ziele.
Wenn wir unseren Beitrag dazu leisten können, dass die Bundesliga spannender und ein Stück weit unvorhersehbarer wird, freut uns das sehr. In puncto Budget sind wir die Nummer vier der Liga. Von einer Wachablösung können wir also nicht sprechen. Wir wollen mit Bayer 04 aber jedes Jahr um Titel kämpfen.
Unser Ziel ist es, dauerhaft zu den 16 besten Mannschaften Europas zu gehören.
Im Profifußball heißt es oft, dass es einfacher ist, nach ganz oben zu kommen als ganz oben zu bleiben. Wie wollen Sie das schaffen?
Um an der Spitze der Bundesliga zu bleiben, muss man als Club in der Lage sein, seine Topspieler zu halten. Das ist uns dieses Jahr gelungen. Wir können aber kaum verhindern, dass Spieler irgendwann zu den größten Vereinen der Welt gehen, die nochmal größere wirtschaftliche Möglichkeiten haben. Wir sind derzeit Elfter im Ranking der europäischen Top-Vereine – und unser Ziel ist es, dauerhaft zu den 16 besten Mannschaften Europas zu gehören. Das ist für mich ein realistisches Szenario.
Wir versuchen mit unseren finanziellen Möglichkeiten intelligent umzugehen. Wir haben den Verein in den vergangenen sechs Jahren auf allen Ebenen professionalisiert, haben mittlerweile ein Top-Niveau in vielen Bereichen. Alles entscheidend ist dabei der Sport und eine akribische, durchdachte Kaderplanung. In diese Planung ist auch Xabi Alonso eingebunden. Am Ende haben wir in der Führung des Vereins keinen direkten Einfluss auf die Geschehnisse auf dem Spielfeld. Aber wir tun alles dafür, mit unseren Entscheidungen die Wahrscheinlichkeit für den Erfolg auf dem Platz zu erhöhen.
Sie sprechen den Cheftrainer an. Die Verpflichtung des einstigen Weltklasse-Spielers Xabi Alonso als Coach vor zwei Jahren erwies sich als absoluter Volltreffer. Sie waren lange Manager bei Bertelsmann. War Alonso die beste Personalentscheidung ihres Lebens?
Ich will es so sagen: Meine beste Personalentscheidung bei Bayer 04 war Simon Rolfes (2018 machte Carro den Ex-Spieler zum Sportdirektor, 2022 wurde Rolfes Geschäftsführer Sport, Anm. d. Red.). Ohne ihn hätten wir Xabi Alonso womöglich gar nicht bekommen. Aber an zweiter Stelle kommt Xabi. Letztlich treffen wir Entscheidungen immer im Team aus Simon Rolfes, dem Gesellschafterausschuss um dessen Vorsitzenden Werner Wenning und mir.
Gerade die Tatsache, dass Bayern München mal nicht Meister geworden ist, war ein wichtiges Signal für den sportlichen Wettbewerb in der Liga.
Kein Verein der Bundesliga hat im vergangenen Jahr so viele Top-Transfers getätigt wie Bayer 04. Wie darf man sich ihr Zusammenspiel mit Sportchef Simon Rolfes dabei vorstellen?
Unser Austausch ist geprägt von hundertprozentigem Vertrauen, Transparenz und Kommunikation. Simon und sein Team in Kaderplanung und Scouting sind diejenigen, die wissen, welcher linke Außenverteidiger oder Mittelstürmer uns weiterbringen kann. Wir stecken die Köpfe zusammen, wenn es um Prioritäten im Kader vor dem Hintergrund des finanziellen Gesamtbildes geht. Also um Fragen wie: Welche Vertragsverlängerungen ergeben wann Sinn? Zu welchen Konditionen wollen wir Spieler holen oder verkaufen? Über diese Dinge diskutieren wir immer harmonisch und konstruktiv, aber durchaus auch mal mit unterschiedlichen Meinungen.
Wir können sicher im Nachwuchsbereich noch besser werden und wollen mehr junge Spieler an unsere erste Mannschaft heranführen – auch wenn das gleichzeitig schwerer wird, da die Qualität unseres Bundesligakaders immer mehr steigt.
Bayer 04 ist als Meister mit einem Top-Trainer und einem starken Team so etwas wie die heißeste Aktie im deutschen Fußball. Wie will Ihr Club als Marke dieses Momentum für sich nutzen?
In unserem Geschäft geht es immer darum, Ressourcen zu erhöhen. Und Ressourcen heißt am Ende Geld. Wir wollen unsere gestiegene Aufmerksamkeit und Reichweite weiter nachhaltig nutzen und monetarisieren, damit der Sport am Ende profitiert. Da geht es in erster Linie um die Steigerung unserer Erlöse in Marketing, Sponsoring und Merchandising. Unsere Trikotverkäufe haben wir binnen eines Jahres vervielfacht. Zudem versuchen wir, unser Stadion immer voll zu bekommen. Aktuell stehen auf unserer Dauerkarten-Warteliste rund 14.000 Fans und wir könnten vor den Spielen oft doppelt so viele Tickets verkaufen, wie die BayArena Plätze hat. Unsere Mitgliederzahl konnten wir innerhalb eines Jahres von 25.000 auf über 60.000 erhöhen. Darüber hinaus konnten wir unseren Markenwert durch die Erfolge in der vergangenen Saison um über 70 Prozent steigern und liegen im aktuellen Brand-Finance-Ranking der wertvollsten Fußballclubs Europas auf Platz 16.
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Das sind die 50 wertvollsten Fußballclub-Marken der Welt
Die erste deutsche Meisterschaft in der Vereinsgeschichte und dann auch noch der Sieg im DFB-Pokal: Bayer 04 Leverkusen war in der letzten Bundesligasaison das Team der Stunde. Doch für den Werksclub ging es zuletzt nicht nur sportlich bergauf, wie das neue Markenwert-Ranking von Brand Finance zeigt. …
Wir haben unsere Werte in einer Club-Strategie gebündelt und definiert. Dort stehen Begriffe wie Erfolgshunger, Mut und Qualität, aber auch Nähe und Innovationskraft. Für mich geht es dabei nicht darum, dass wir das irgendwo aufschreiben. Es geht vielmehr darum, dass wir diese Werte jeden Tag vorleben und jeder Einzelne sich auf dieses Werte-Gerüst einlässt und dafür einsteht. Das geht nur mit Beharrlichkeit, Willen und einem hohen Aufwand an interner Kommunikation.
Ganz wichtig ist die Ausschreibung der Medienrechte der DFL. Da hoffen wir auf größere Erlöspotenziale. Außerdem würde uns eine Qualifikation für die FIFA-Klub-WM 2029 finanziell enorm voranbringen. Auch könnten wir in Zukunft häufiger global reisen, um internationale Wachstumspotenziale zu erschließen. Kurzfristig fokussieren wir uns vor allem auf unseren sportlichen Erfolg – besonders auch in der Champions League. Je weiter wir auf internationaler Bühne kommen, desto mehr Einnahmen generieren wir.
So sieht Freude aus: Fernando Carro jubelt mit der Meisterschale – neben ihm Sportgeschäftsführer Simon Rolfes und Werner Wenning, Vorsitzender des Gesellschafterausschusses von Bayer 04 Leverkusen
In den USA findet nächstes Jahr die Klub-WM statt, 2026 dann die Weltmeisterschaft. Das sagt vieles aus. Ich habe in den Gesprächen vor Ort gemerkt, dass die Bundesliga in Nordamerika sehr gut ankommt. Gerade die Tatsache, dass Bayern München mal nicht Meister geworden ist, war ein wichtiges Signal für den sportlichen Wettbewerb in der Liga. Der US-Markt ist sehr groß und bietet viel Potenzial. Wir haben als DFL erst kürzlich einen Vertrag mit Relevent geschlossen, einer erfolgreichen Vermarktungsagentur. Der Deal beinhaltet die langfristige Vermarktung der Bundesliga in Nord- und Südamerika. In diesem Konstrukt sehe ich gute Chancen für ein nachhaltiges Wachstum.
Sie waren Befürworter des angedachten Investoren-Deals, der im Frühjahr nach großen Protesten der Fans abgesagt wurde. Im Interview mit Capital sagten Sie kürzlich, die gesamte Liga habe in der Angelegenheit kein gutes Bild abgegeben. Nächstes Jahr stehen im DFL-Präsidium Wahlen an. Streben Sie an der Spitze der Liga einen Posten an?
Wer meine Vita kennt, weiß, dass ich mich grundsätzlich nie vor Verantwortung gedrückt habe. Im Gegenteil: Wenn ich mit etwas unzufrieden war, habe ich gerne selbst das Ruder übernommen. Ich weiß aber auch, dass eine Funktion im DFL-Präsidium viel Arbeit bedeutet. Ich strebe einen Posten sicher nicht an. Aber schauen wir mal, was im nächsten Jahr passiert.
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hat Bayer 04 Leverkusen in der Saison 2023/24 die sportlichen
Machtverhältnisse im deutschen Profifußball auf den Kopf gestellt. Der Mann hinter dem Erfolg ist Fernando Carro. Der langjährige Bertelsmann-Manager übernahm 2018 als Quereinsteiger den CEO-Posten bei Bayer 04 und legte mit konsequentem Management und klugen Personalentscheidungen den Grundstein für den Erfolg. Carro hat Bayer 04 in kurzer Zeit zum Top-Club geformt und ist selbst zur gewichtigen Stimme unter den deutschen Fußballfunktionären geworden.
Sie haben 2018 als einer der ganz wenigen Manager den Quereinstieg in die Fußballbranche gewagt. Was ist der größte Unterschied zwischen Medienwirtschaft und Fußball-Management?
Die Fans sind sicher ein großer Unterschied. Sie nehmen als Stakeholder im Fußball eine wichtige Rolle ein, die es in der Wirtschaft in dieser Form nicht gibt. Ein zweiter Aspekt ist die große Präsenz, die der Fußball in der Öffentlichkeit hat. Nahezu alles, was wir tun oder auch nicht tun, wird medial abgebildet, täglich. Alles ist kurzfristiger. Und die Betrachtung ist zugespitzter, teilweise überhöht und manchmal leider auch sehr oberflächlich. Wenn man zwei Spiele am Stück verliert, wird nicht selten schon Krisenstimmung verbreitet. Das muss man aushalten können.
Was lieben Sie an Ihrem Job am meisten?
Als leidenschaftlicher Sportanhänger schätze ich vor allem die Nähe zum Team, zum Staff, zu den Trainern. Ich habe täglich Kontakt zur Mannschaft, bin mit ihr zu unseren Spielen unterwegs und habe in sechs Jahren nur drei Partien verpasst.
Was wollen Sie mit ihrem Club in den kommenden Jahren noch erreichen?
Wir haben die Ziele, die wir uns kurz nach meinem Amtsantritt gesetzt haben, früher erreicht, als wir es uns erträumen konnten. Jetzt geht es für uns darum, auf diesem Level zu bleiben und auch ein sportlich weniger erfolgreiches Jahr zu verkraften. Generell wollen wir aber immer in der Lage sein, um Titel mitzuspielen.
Sie sind jetzt 60. Bleiben Sie definitiv im Fußball oder könnte Sie ein noch besser bezahlter Job in einer anderen Branche noch mal reizen?
Mein Ziel ist es definitiv, im Fußball zu bleiben.
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